Oszilloskop und Mess-
Röhrenvorverstärker mit
Verstärkung 100
Ziel
war es einen kleinen robusten Vorverstärker mit hoher
Eingangsimpedanz aufzubauen.
Gewählt
wurde ein Verstärkungsfaktor von 100, entsprechend 40dB.
Die
Röhre als Eingangsstufe hat den Vorteil einer recht konstanten
hohen Eingangsimpedanz, einer akzektablen niedrigen
Eingangskapazität bei einer gleichzeitig sehr hohen Robustheit
gegenüber einer zu hohen Eingangsspannung, die viele
transitorisierte Eingangsbeschaltungen nicht ohne Zerstörung
überleben würden.
Für
messtechnische
Zwecke sind dies alles schätzenswerte Vorteile. Nebenbei wurde der
Verstärker gezielt gezüchtet auf niedrige Verzerrungen, das
ist für einen Oszilloskopvorsatz zwar ziemlich unbedeutend,
jedoch für einen Audio oder Messverstärker nicht.
Aus dem funktionierenden
Versuchsaufbau entstand direkt ein fertiges
Gerät, da es schade gewesen wäre diesen wieder auseinander zu
löten.
Mittlerweile ist es mir vollkommen egal geworden wie funktionierende
Geräte aussehen, insbesondere wenn sie für das Labor bestimmt
sind. Dauerhaft und funktional müssen sie sein und das ist es.
Für's Wohnzimmer ist diese Bauform natürlich nichts, aber da
kommt er auch nicht hin. Wer unbedingt schöne glänzende Alu-
und Holzgehäuse braucht und meint es funktioniert dann besser,
kann sich diese ja gerne anschaffen, ich habe nichts dagegen, sieht
dann ja zugegeben auch nett aus.
Ich
habe nur
was gegen Personen, die ständig der Ansicht sind, was lustig
aussieht funktioniert nicht richtig und nur was golden glänzt das
taugt - wer immer noch ernsthaft in dieser Weise denkt, der hat im
Bereich der Elektrotechnik nichts
aber auch gar nichts verstanden - es geht hier um funktionale
Einzelstücke, nicht um ein produzierbares Produkt. Aber diesen
armseligen Level und dem Anspruch der
Öffentlichkeit/manchen Lehrkörpern, Kaufleuten,
Fertigungsleuten und
Folienpräsentationsingenieuren usw.
nach sogenannter "optischer Qualität" habe ich zu meinem Segen
bereits seit Jahren weit weit hinter mich gebracht, ich bin auch ganz
glücklich darüber und genieße immer wieder diesen
Vorteil Ungläubigen gegenüber.
Man
muss solche Tatsachen immer in aller Deutlichkeit klarstellen, da die
Lobby Ungläubiger so derartig stark geworden ist, daß
der ernsthaft bedachte Entwickler in aller Regel nur darunter
leidet. Er
erfährt immer mehr den Stress der aufwändigen
Beweisführung der Qualität seiner Arbeit als persönliche
Belastung, dagegen gilt es anzukämpfen.

Zwei
Eingangsröhren
Der Verstärker ist AC gekoppelt
und hat einen Frequenzgang von wenigen Hertz bis 1 MHz, bei einer
Verstärkung von 100. Die Eingangsimpedanz ist die Serienschaltung
aus einem 200 nF Koppelkondensator und einem 10 Megaohm Widerstand, dem
die wirksame Eingangs Kapazität der Röhre parallel geschaltet
ist. Die Schaltung arbeitet als Differenzverstärker. Der 10
Megaohm Widerstand ist ausreichend niederohmig bemessen um durch den
positiven Steuergitterstrom (lediglich 3 Nanoampere) die
gewünschte negative DC Gittervorspannung zu erreichen. Der Eingang
ist bedingt durch die Röhren äußerst robust gegen zu
hohe Eingangsspannung, ein unschätzbarer Vorteil im groben
Messbetrieb, selbstverständlich ist auch hier ein Limit erreicht,
spätestens wenn es in der Röhre funkt oder das Gitter
verglüht, daran dieses auszutesten bin ich nicht interessiert.

Aufgebaut
auf einer Leiterplatte und abgeschirmt mit Kupferfolie. Diese war
leider notwendig geworden, da der offene Aufbau bedingt durch die Labor
vorherschende 50 Hertz Strahlung nahezu unbrauchbar gewesen wäre.
Ein Blechgehäuse hätte es natürlich genauso getan, in
Bezug auf die 50 Hertz sogar noch mit besseren Ergebnissen.

Links
die Anschlüsse der Versorgung und der Heizungsanschluß
Rauschverhalten am Oszilloskop gemessen

Das
Oszillogramm zeigt den Verstärkerausgang ohne Last, wobei hier der
Eingang mit einem 50 Ohm Widerstand abgeschlossen wurde. Ein
niederohmiger Widerstand oder noch besser ein kurzgeschlossener Eingang
sind die üblichen Voraussetzungen zur Beurteilung des
Rauschverhaltens eines Verstärkers. Gemessen wurde der Ausgang mit
einem 7A22
Einschub in einem 7834
Oszilloskop. Der Verstärkereinschub ist eingestellt auf eine obere
Bandbreite von 1 MHz und einem vertikalen Ablenkungsfaktor von 10
mV/DIV. Durch die einhundertfache Verstärkung ergibt sich eine
sichtbare Eingangsempfindlichkeit von 100 Mikrovolt/DIV wie es im
rechten Bildteil mittels eines 7M13
Einschub alphanumerisch eingeblendet worden ist. Die Zeitablenkung
beträgt 1 Millisekunde/DIV. Die erreichte Rauscharmut ist für
einen Röhrenverstärker recht ordentlich, durch die hohe
Eingangsimpedanz und 1 MHz Bandbreite ist das Ergebnis ein ansehnlicher
Oszilloskopvorsatz geworden, mit dem auch kleinere hochohmige
Signalquellen betrachtet werden können.

Verringert
man nun die Bandbreite des 7A22 auf 100 kHz, so ist das sichtbare
Rauschen bereits
deutlich niedriger als mit der 1 MHz Bandbreite im obigen Bild.
Als Anmerkung sei zu nennen,
läßt man den benutzen 50 Ohm Abschluß am Eingang weg
und betreibt den Verstärker mit offenem Eingang, so entsteht am
Ausgang ein beachtliches Feuerwerk an Rauschen, daß das Gezeigte
deutlich übersteigt, diese Messung hat natürlich keinen
hohen praktischen Sinn, da dieses Rauschen dann fast nur das
verstärkte
hohe thermische Rauschen des 10 Megaohm Widerstandes darstellt., das
nächste Bild wird dies zeigen.
Oszillogramm zeigt das Rauschen des
Verstärkers bei offenem Eingang, wirksam sind nun der 10 Megaohm
Eingangswiderstand, der den größten Anteil am Gesamtrauschen
verursacht. Auf der BNC Eingangsbuchse befindet sich ein kleines
metallisches Verschlußkäppchen.
Auch dieses Oszillogramm zeigt das Rauschen des Verstärkers und
des 10 Megaohm Widerstandes bei offenem Eingang. Nur wurde diesmal das
kleine Verschlußkäppchen an der Eingangs BNC Buchse
weggelassen. Das 50 Hertz Signal der umliegenden Elektroinstallation
greift nun voll durch, dabei waren nicht einmal besonders viele
Elektrogeräte eingeschaltet. Es ist erstaunlich wieviel Spannung
am Verstärkerausgang bereits zusammenkommt nur durch die kleine
Fläche einer offenen BNC Buchse. Nähert man sich nur mit dem
Finger der offenen Buchse schießt die Spannung noch viel weiter
nach oben. Steckt man einen Draht von nur wenigen Zentimetern
Länge in die Buchse, so genügt es bereits, daß der
Verstärkerausgang auf Vollanschlag läuft.
Dieses Spektogramm ist aufgenommen mit dem
HP
3480A Spektrumanalyzer. Es zeigt den Frequenzbereich von wenigen
Hertz bis zu 50 kHz in linearer Frequenzauflösung. Auch hier wurde
wieder der Eingang nahezu kurzgeschlossen, zwei 50 Ohm Widerstände
wurden auf die Eingangsbuchse gesteckt, es ergibt sich so ein 25 Ohm
Abschluss. Bei der gewählten Auflösungsbandbreite des
Spektrumanalyzers von 30 Hertz ergibt sich ein Rauschteppich, der etwa
-50dB unterhalb des eingestellten Referenzpegel (oberste
Horizontallinie) von -50dB liegt, das entsprechen dann ca. -100dB, als
absolute Größe (0dB=1Vrms). Für einen
Röhrenverstärker mit einer eingestellten Verstärkung von
100 ist das bezogen auf die 30Hz Auflösungsbandbreite ein
schönes Ergebnis. Positiv auffallend ist auch, daß das
Rauschen durchgehend über die Frequenz konstant ist, es ist ein
weißes
Rauschen, sieht man von den ersten paar Kilohertz einmal ab.
Dieses Spektogramm zeigt das
Rauschverhalten des Verstärkers über einen Frequenzbereich
nahe DC bis 200 Hertz. Hier wurde nun die Auflösungsbandbreite am
Analyzer bis auf 1 Hertz herabgesetzt werden. Wo genau die
Netzfrequenzen liegen ist schwer auszumachen. Nimmt man als Mittelwert
für Frequenzen größer 100 Hz etwa einen
Durchschnittswert von
-58dB, so ergibt sich ein Rauschpegel von |-58dB| + |-50dB Refpegel| =
-108dB, dies entsprechen etwa 4 Mikrovolt pro Hertz. Bezogen auf den
Eingang kann dieser Wert durch den Verstärkungsfaktor 100
dividiert werden, so ergeben sich etwa 40 Nanovolt pro Hertz
für
die Summe des Rauschens aus Spektrumanalyzer, 25 Ohm Widerstand und
Verstärker.
Um nun auch noch das Rauschen
für höhere Frequenzen zu untersuchen, wurde ein anderer
Spektrumanalyzer benutzt, ein
141T
mit entsprechenden Einschüben. Dieses Spektogramm zeigt nun in
linearer Frequenzauflösung den Bereich von DC bis 1,8 MHz
(200kHz/DIV). Zur besseren Kennzeichnung der DC Linie, wurde diese auf
die erste vertikale Rasterlinie geschoben. Man sieht hier eindeutig den
aalglatten Frequenzgang des Verstärkers, das Testsignal ist hier
das Verstärkereigenrauschen + Rauschen des 25 Ohm Widerstandes,
bei
etwa 800 kHz beginnt er leicht an Amplitude zu verlieren und erreicht
bei ca. 1,4 MHz seine -3dB Rauschbandbreite. Makellos glatt innerhalb
des Übertragungsbereiches und keinerlei Überhöhung
danach.
Die gleiche Messung wie zuvor,
lediglich ist der Analyzer nun auf 500 kHz/DIV eingestellt, das rechte
Ende liegt daher bei 4,5 MHz. Auch für diesen Frequenzbereich
immer noch schön, keine Polstelle ausmachbar. Ein vorbildlich
gerader
Abfall der Verstärkung. Der Verlust an Verstärkung liegt
irgendwo zwischen erster und zweiter Ordnung, vielleicht 9-10 dB pro
Oktave.
Die gleiche Messung wie zuvor, lediglich ist der Analyzer nun auf 1
MHz/DIV eingestellt, das rechte Ende liegt daher bei 9 MHz. Auch
für
diesen Frequenzbereich immer noch schön, es ist keine Polstelle
ausmachbar.
Im mittleren Frequenzbereich ist der Amplitudenabfall wieder
vorbildlich, zum Ende hin verläuft er gekrümmt, es
könnte hier gut sein, daß die Verbiegung eine
Überdeckung mit dem Analyzer Rauschen ist, dessen
Dynamikumfang Größenordnung 70dB+ beträgt. Zudem kann
das Rauschen nicht noch weiterfallen als das Unity Gain
(Verstärkung=1) Rauschen des Verstärkers. Das ist eine
mögliche Theorie warum es sich zum Ende hin verbiegt, dass es
nicht
ins
Unendliche fallen kann ist logisch, irgendwann ist ein nicht kleiner
werdendes Grundrauschen erreicht.
Klirrfaktor
dieses Röhrenverstärkers
Mein beliebter Klassiker zuerst, das
10kHz Signal mit 0dB Amplitude am Ausgang. Makellos rein und nichts zu
sehen, und das bei Verstärkung = 100 für einen
Röhrenverstärker.
Um gleich zu zeigen, daß der
Verstärker auch in der Lage ist kleinste 10 kHz Signale schön
und sauber zu verstärken dient nun ein sehr kleines -80dB kleines
Signal als Signalquelle. Nochmal zur Erinnerung, -80dB das entprechen
einer 100 Mikrovolt Signalquelle, das entspricht in etwa den
Amplitudenverhältnissen in einem Moving Coil Plattenspieler
Tonabnehmersystem. Bei so kleinen Spannungen bekommt alles eine
Bedeutung, Masseführung, Abschirmung, Qualität und Schirmung
der
Abschwächer usw. An dem Ergebnis von besser 60dB kann man nicht
meckern. Der Klirrfaktor ist sehr wahrscheinlich noch besser,
allerdings mit dieser Anordnung der Messinstrumente nicht mehr messbar.
Wir sehen hier hauptsächlich das
Rauschen des Verstärkers, Generators und der Abschwächer.
Reduzieren wir nun die Signalfrequenz
auf 2
kHz. Ich tue das gern auch, um Redner zufrieden zu stellen, die immer
wieder hartnäckig behaupten mit den 10 kHz kann man einen Audio
Verstärker doch nicht beurteilen, da die entstehenden Harmonischen
20kHz 30kHz 40kHz usw. nicht Audio relevant sind, man müsste daher
mit kleineren Frequenzen messen. Von mir aus gern, das ist mir
vollkommen egal, ich messe mit jeder möglichen sinnvollen Frequenz
mit der Du
willst. Auch bei 2 kHz ist nichts aber auch gar nichts an Harmonischen
zu erkennen. Lediglich der Dreck aus dem Lichtnetz/Generator unterhalb
500 Hertz
wird so langsam erkennbar, aber das hat nichts mit der Signalfrequenz
zu tun. Als Anmerkung an viele 10 kHz Hasser, das 10 kHz Signal stellt
die höheren Anforderungen an einen Verstärker als nur 2 kHz
oder 1 kHz.
Da ich heute viel Lust hatte Fotos zu
machen, auch noch ein 400 Hertz Signal. Nun sind die Netzfrequenzen
endlich eindeutig zu erkennen, aber was soll, sie sind nun mal da, die
Geräte sind auch nicht perfekt geschirmt, man bedenke weiterhin
die hohe Verstärkung von 100, die jeden Schmutz leicht sichtbar
macht.
Ich wollte nun aber doch genauer
wissen, wo die Störungen herkamen und habe hierzu den
Spektrumanalyzer mal direkt an den Verstärkereingang gelegt um zu
sehen, was da so alles bei dieser Frequenz aus dem Generator und dem
Abschwächer herauskommt. Siehe da die Netzstörungen stammen
von der Signalquelle und nicht vom Verstärker., wobei jedoch beim
Verstärker zwei Seitenbänder sichtbar werden, die es nochmal
zu untersuchen gilt.
Mikrophonie der Röhre
Der Verstärker wurde gezüchtet auf die bereits besagten
Eigenschaften, er hat aber leider einen gravierenden Nachteil, der ihn
als Audioverstärker leider ausscheiden läßt. Er zeigt
ein heftiges Mikrophonieverhalten. Ich werde den verwendeten
Röhrentypen mit Respekt dem Hersteller gegenüber nicht
nennen, da sonst gern eine
Röhrentype in aller Welt schlecht gemacht wird, die es auf Grund
anderer sehr guten Eigenschaften wahrlich nicht verdient hätte so
abgefertigt zu werden.
Nebenbei bemerkt sind wir hier schon wieder am Problem des
"Unwissenden" angelangt, die dank einer einzelnen negativen Eigenschaft
wieder
alles komplett ins Schlechte ziehen würden, auch das ist ein
typisches
Problem insbesondere des Internets, gerade in vielen Foren. Das
hätte diese Röhre nicht verdient.
Im folgenden soll mit einfachen Mitteln die Mikrophonie dieses
Verstärkers gezeigt werden, dazu wird unterschieden in
Körperschall und Luftschall.
Oszilloskop Einstellungen zum
Klopfversuch (noch in Ruhe) auch hier mit
10 mV am Ausgang und 100 µV/DIV auf den Eingang bezogen. Der
Eingangsiderstand ist 50 Ohm. Diese Einstellungen wurden verwendet auch
für die nachfolgenden Videos.
Das Video Körperschall zeigt was
passiert, wenn man mit dem Zeigefinger in ca. 50 cm Abstand vom
Röhrenverstärker auf die Tischplatte tippt. Insgesamt wird
fünfmal die Tischplatte angetippt. Leider sind die Videos ohne Ton
und die Bildschärfe ist nicht gut, da der Fotoapparat keine
Makroeinstellung für den Kameramodus besitzt, aber ich denke es
ist erkennbar. Nochmal zur Erinnerung, die Oszilloskopeinstellung
beträgt 10mV/DIV und 1ms/DIV .
Video
Körperschall - Klopfversuch Röhren Mikrophonie
Deutlich erkannbar war, das
fünfmalige Antippen und wie die Röhre sofort darauf reagiert
und
insbesondere wie nach dem Abklingen der Anregung durch die Finger,
oszilliert die
Röhre noch eine Weile wunderbar auf ihrer Eigenfrequenz dieses
mechanischen Oszillators. Sie tut es sogar für
mehrere Sekunden, das ist ein Beweis dafür das dieser Oszillator
eine hohe Güte besitzt und daher nur wenig
bedämpft ist. Das Hoch Vakuum der Röhre unterstützt
natürlich dieses lange Ausschwingen, da die dämpfenden
Luftmoleküle fehlen. Gerade für Feder Masse Schwinger mit
hoher Güte ist insbesondere der Restgasdruck ein entscheidender
Parameter für die Dämpfung und damit der resultierenden
Güte.
Aus der Kenntnis der Eigenfrequenz des ausklingenden
Systems und der Einhüllenden der Abklingkurve der Amplitude des
Oszillators
ließe sich einiges über die Oszillatorparameter sagen, es
ließe sich vieles daraus mathematisch berechnen, die Gleichungen
dazu sind sogar relativ einfach, wenn es sich um einen linearen
Oszillator handelt.
Anmerkung: ist es nichtlinear wird die mathematische und auch
messtechnische Behandlung äußerst unangenehm bis
unmöglich. Einen nichtlinearen Oszillator erkennt man z.B. daran,
daß wenn die Eigenfrequenz des ausklingenden Oszillators nicht
linear zur ausschwingenden Amplitude ist, sie ändert sich dann in
Abhängigkeit von der Amplitude. Gelingt es das Bodediagramm
eines nichtlinearen Oszillators aufzutragen, so kann das sogar wie eine
Zipfelmütze eines Gartenzwerges aussehen, es kann sogar soweit
führen, daß man dieses Bodediagramm gar nicht messen kann,
da der
Kurvenverlauf so stark nichtlinear ist und unstetig wird, so daß
plötzliche Sprungstellen von
einem Schwingungszustand in den anderen enstehen. Es ist dann sogar von
Bedeutung
ob die Kurve mit steigender oder fallender Frequenz aufgenommen wurde.
Wer sich für solche Oszillatoren ernsthaft interessiert, der sei
auf die Fachliteratur verwiesen. Insbesondere mechanische Feder Masse
Schwinger können bedingt durch ihre sehr hohen möglichen
Güten enorme Nichtlinearitäten aufweisen. Es ist auch
äußerst wahrscheinlich, daß die Röhre nicht nur
eine Eigenfrequenz besitzt, sondern viele verschiedene gleichzeitig
wirksame Eigenfrequenzen, davon sind manche schwach, manche
stärker ausgeprägt.
Die deutlich sichtbare Periodendauer liegt im Ausschwingvorgang bei
etwa 3,5 Millisekunden. Das ergibt eine dominante Eigenfrequenz des
resultierenden Feder-Masse-Schwingers aus Röhre und Aufbau von
etwa 285 Hertz.
Da bei der Röhre vor allem das empfindliche Steuergitter
und auch die Anode/Kathode zu schwingen beginnt, bewirkt dies eine
Kapazitätsänderung von Gitter zu Kathode und Gitter zu Anode
im Takte der mechanischen Resonanzfrequenz. Jede
Kapazitätsänderung eines Kondensators an einer konstanten
Spannung bewirkt einen Stromfluß entweder in den Kondensator
hinein oder hinaus. Der sich änderende Stromfluß ist
proportional zum Differenzbetrag der sich ändernden
Kapazität. Der aufmodulierte Stromfluß im Takte der
mechanischen Schwinung wirkt genauso wie ein Signal, daß direkt
am Steuergitter liegen würde, und wird daher mit den
Verstärkungsfaktor des Verstärkers verstärkt, diesen
Effekt sehen wir in den Videos.
Manche Röhren zeigen eine stärkere Mikrophonie manche eine
geringe, abhängig von der konstruktiven Bauweise und damit der
geplanten
Anwendung, die die Entwickler damals verfolgt hatten.
Grundsätzlich zeigen aber alle Röhren Mikrophonie-Effekte
auch die sogenannten "Besten Typen". Der mechanische Aufbau einer
Röhre läßt sich in diesem Punkt leider nicht
wegdiskutieren, verbessern ja selbstverständlich, aber
sämtliche Mikrophonieeffekt gänzlich weg zu bekommen ist ein
Märchen, sie auf ein akzeptables Maß zu drücken ja -
total
wegzubekommen ist unmöglich, der mechanische Aufwand an
Dämpfung
dazu wäre äußerst heftig um das Wort "unmeßbar
total" zu erfüllen. In diesem Punkt haben Transistoren klar die
Nase vorn. Nicht nur der mechanische Aufbau der Röhre ist
entscheidend, selbstverständlich auch der Aufbau der
Gerätegehäuse.
Video
Luftschall - Das Pferd frisst keinen Grukensalat
Eine weitere Möglicheit mechanische Schwingungen auf die Struktur
der Röhre zu übertragen besteht über den Weg der
Luftschallwellen, während es im ersten Versuch hauptsächlich
eine Übertragung über den Tisch ins Gehäuse war. In der
Praxis werden sich immer beide Übertragungswege mischen. Beim
Luftschall Video wird der folgende Satz in etwa 1 Meter Entfernung laut
gesprochen:
"Das
Pferd frisst keinen Gurkensalat"
Auch
hier ist schön zu beobachten wie die Ausgangsspannung im
Takte
des Gesprochenen mitschwingt, der Satz wurde relativ langsam
ausgesprochen..
Fazit
der Verstärker wäre auch geeignet als geologisches
Instrument, man könnte hier aus der Not eine Tugend machen. Es ist
jeder Tritt im Raum zu spüren, jedes lautere Wort, sogar eine
leichte Bewegung am Ausgangskabel (nicht nur Eingangskabel), ein Hauch
des Antippens genügt um eine Bewegung am Oszilloskop zu bewirken.
Die hohe Gefahr dieser mechanischen Resonanz besteht auch darin,
daß wahrscheinlich selbst elektrische Signale über ihre
dynamischen Kraftwirkungen, die Eigenresonanz des Systems anregen
können, was entsprechende Modulationen bewirkt.
Klirrfaktor
Messung mit der PC Sondkarte
Zu
guter letzt nochmal eine Klirrfaktor Messung mit der PC
Soundkarte. Bei der Messung stand der Verstärker ca. 50 cm
vom PC weg,
das war eine ungünstige Positionierung, alleine schon der Krach
vom PC Lüfter war
spürbar im elektrischen Signal bedingt durch den
Mikrophonieeffekt. Selbst die mechnansiche Schwingung des
Oszilüfters als der Verstärker auf dem selben Tisch stand,
konnte über die gemeinsame Tischplatte hinweg registriert werden,
nur das Umstellen des Oszi daneben auf einen anderen Tisch löschte
diese Störung.

Der Analyzer zeigt hier gemittelte
59 Spektren, die Messdauer beträgt hier 5 Sekungen (je
Einzelspektrum) * 59 Stück = 295 Sekunden, nach dieser Zeit wurde
die Messung abgebrochen, das reichte aus, da ich Abendessen gehen
wollte.
Die gemessene zweite Harmonische
liegt bei -104 dB , der 10 kHz Peak liegt bei +8 dB (hier wurde auf
0dB=1Vpeak skaliert); in Betragsumme
sind das 112 dB Dynamikabstand zwischen Grundwelle und der ersten
Harmonischen K2. Wir
haben hier sehr wahrscheinlich die
Nichtlinearität der PC Soundkarte bereits erreicht. In anderen
Messungen erreichte ich mit der Soundkarte unter optimalen Bedingungen
einmal bei einer Messung 115 dB Dynamikabstand. Man darf nun
spekulieren ob die gemessenen 112 dB Abstand tatsächlich den
echten K2 Wert darstellen, oder bereits die Nichtlinearität des
ADC's der Karte aufdecken an diesem Tage und bei diesen
Messbedingungen? Der tatsächliche Abstand K1 zu K2 kann daher noch
besser sein, ich weiß es nicht. Das Messen der K3 und höher
ist mit dieser Soundkarte nicht möglich, da die Abtastfrequenz
nicht ausreicht.
Beim Entwickleln dieses Verstärkers waren in einem frühen
Entwicklungsstadium noch deutlich höhere Verzerrungen messbar, die
dabei wichtige erkennbare Tendenz war, dieser Verstärker
produzierte bereits im Frühstadium fast ausschließlich nur
messbare K2 Verzerrungen, K3 hingegen war nur erschwert
erkennbar, um
diesen kontrollierbaren Status zu erreichen waren jedoch einige
elektrischen Massnahmen und Messungen erforderlich, auf die ich nicht
eingehen möchte.
Jedenfalls erreicht dieser Röhrenverstärker bei einer
Verstärkung von 100 und einer Signalamplitude von 10 kHz immerhin
die Auflösungsgrenze einer Qualitäts Soundkarte. Wie tief K2
tatsächlich liegt weiß ich zur Zeit leider nicht.

Hier
der üble Teil des sonst sehr schönen Spektrums, die
Röhre saugt durch ihre hohe Mikrophonie in Kombination mit der
hohen Verstärkung den ganzen umliegenden periodisch vorhandenen
Krach (hauptsächlich PC) förmlich auf wie ein Magnet und
verstärkt ihn wunderbar. Hinzu kommen noch mit Sicherheit
entstehende Mischprodukte durch die schwingende und damit modulierende
Röhre. Die mikrophonischen Eigenschaften spielen sich bei dieser
Röhre vornehmlich im unteren kHz Bereich ab. Etwas schlampig
umgegangen bin ich hier mit dem verwendeten Abschwächer, der sich
an den offenen Bananenbuchsen auch noch die Netzfrequenzen eingefangen
hat. Ich kann auschließen, dass diese von der
Röhrenversorgung oder dem 10 kHz Generator her stammen.
Ganz
deutlich zu sehen ist der Peak bei etwa 270 Hertz ! Gehe ein paar
Abschnitte zurück zu dem Video Körperschall, dort wurde im
Ausschwingvorgang selbst grob mit dem Messinstrument Auge eine
Eigenfrequenz von 285 Hertz ermittelt. Das Spektrum liefert hier also
auch ganz klar die dominante Eigenfrequenz des Feder-Masse-Schwingers.
Der geübte Beobachter erahnt hier auch die Anordnung der
Mischprodukte rechts und links symetrisch angeordnet von der
Eigenfrequenz, die direkte nahe Häufung um die Eigenfrequenz ist
erkennbar.
Messung
der Anstiegsgeschwindigkeit und des Einschwingverhaltens
Hier
noch eine Messung mit fallender Flanke, in meinen Augen identisch zur
steigenden Flanke, viel besser kann die Symetrie es nicht sein.
Fazit
der Verstärker zeigt eine mittlere Geschwindigkeit und
ausgeprägt ist vor allem das sehr schöne Einschwingverhalten
auf Rechtecksignale. Er zeigt keinerlei Überschwingen in den
Flanken, dies ist fast nur mit Systemen erster oder geringer Ordnung
möglich. Tendenziell läßt diese Beobschtung am noch zu
messenden Frequenzgang nur positives erwarten.
Bodediagramm
(Amplitudengang und Phasengang)

Dieser Graph zeigt den gemessenen
Amplituden- und Phasengang. Verwendet wurde ein 3575A
Gain Phase Analyzer. Das Instrument kann die Verstärkung auf 0,1
dB und die Phase auf 0,1 Grad auflösen. Die Ausgangsamplitude
betrug 5 Volt, die Signalfrequenz wurde von Hand durchgestimmt, die
Messwerte notiert und mittels einem dafür ideal geeigneten
Programm in einen
Graphen gewandelt
(Freeware Programm DataPlot der
Universität Kiel) .
Der Amplitudengang verläuft
glatt und linear bei 40,4 dB und fällt bei etwa 1 MHz auf seine
-3dB Bandbreite. Der Phasengang verläuft über einen weiten
Frequenzbereich glatt mit nur gering zunehmender Phasenverschiebung,
selbst bei seiner Bandbreite beträgt er erst ca. -60 Grad,
wäre der Verstärker nur erster Ordnung so hätte er bei 1
MHz -45 Grad. Die positive Phasenverschiebung bei niedrigen
Frequenzen hat die Ursache in der AC Kopplung.
Dieses Bodediagramm zeigt seine
Wirkung in einer schönen gleichförmigen Rechteckantwort ohne
sichtbare Überschwinger. Bleibt die Phasenverschiebung im
Übertragungsbereich gering, ist dies ein Zeichen für
erhöhte Stabilität und auch kontrolliertes
Einschwingverhalten.
Zusammenfassung:
ein
Verstärker, mit nach eigenem Empfinden guten Eigenschaften.
Leider macht ihn die Mikrophonie Empfindlichkeit als hochwertigen
Audioverstärker nicht sinnvoll verwendbar, sehr schade. Als
Meßverstärker in ruhiger, schwingungsarmer Umgebung gut
einsetzbar.

Impressum und
Haftungsausschluß